Redaktioneller Beitrag
Was kennzeichnet das Medium "Video-Interview"?
Mit dieser Übung können sich die Jugendlichen die Dimensionen eines Video-Interviews eigenständig erschließen. Interessant ist die Kombination der unterschiedlichen Aspekte: Sie erforschen den Inhalt und die Besonderheiten der persönlichen Erzählung, aber auch der Mediengattung und schließen ihre eigene Rezeptionshaltung mit ein.
Wiederholtes Sehen und Hören eines Ausschnitts
Erstes Sehen: Die Lehrperson wählt im Vorfeld einen Ausschnitt von mehreren Minuten, den sie mit ihren Schüler(innen) genauer untersuchen möchte. Sinnvoll ist es, ein Interview zu wählen, mit dem die Jugendlichen anschließend weiterarbeiten.
Bei ersten Zeigen des Ausschnitts können folgende Hör- und Sehaufträgen gestellt werden:
- Die spontane Reaktion: Notiere deine spontanen Gedanken beim Sehen/Hören des Interviewausschnitts. Beschreibe seine Wirkung auf dich und die Gefühle, die beim Sehen aufgetaucht sind.
- Die Erzählung: Notiere anschließend, was dir von der Erzählung in Erinnerung geblieben ist.
Gibt es Dinge, die dir unklar bleiben? Tauscht euch in Kleingruppen darüber aus. Was haben alle erinnert? Was erinnert nur eine/r?
Im Unterrichtsgespräch sollte die Erzählung daraufhin historisch kontextualisiert und im Hinblick auf die Triftigkeit der Aussagen überprüft werden. Im zweiten Schritt kann nach möglichen Interpretationen für Abweichungen, Unklarheiten und Widersprüche gefragt werden.
Zweites Sehen: Die Schüler(innen) sehen die Interviewausschnitte ein zweites (ggf. ein drittes) Mal gemeinsam. Die Lehrperson kann einzelne Beobachtungsaufträge vorauswählen – oder die Jugendlichen auffordern, sich eine der Dimensionen auszuwählen und sich anschließend zur Diskussion in Kleingruppen zusammenzufinden.
- Sprache: Achte auf die Sprache. Notiere auffällige Begriffe oder Redewendungen und interpretiere sie. Worüber wird nicht gesprochen? Deute die Leerstellen.
- Jenseits der Sprache: Achte auf Mimik, Gestik und Stimme sowie auf Stocken oder Pausen in der Erzählung. Beschreibe diese Ebene der nonverbalen Kommunikation. Achte auf Veränderungen während der Erzählung. Wähle zwei Stellen, die dir besonders auffallen. Interpretiere sie.
- Die Interviewsituation: Beurteile die Interviewführung. Was interessiert den/die Interviewer/in besonders? Inwiefern beeinflusst er/sie die Erzählung mit den gestellten Fragen? Beschreibe seine/ihre Beziehung zum/zur Interviewten. Überlege, was du als Interviewer anders gemacht hättest. Nenne zwei Fragen, die du dem/der Überlebenden gerne stellen würdest.
- Technik/Setting: Beschreibe die Einstellung der Kamera. Was ist im Bild zu sehen? Beschreibe die Person und den Bildausschnitt. Fertige eine Skizze an über die Anordnung der Personen im Raum. Erörtere den Einfluss der Technik auf das Interview.
- Deine Perspektive: Notiere am Ende des zweiten Sehens/Hörens die Wirkung des Interviews auf dich. Welcher Teil der Erzählung hat einen besonderen Eindruck bei dir hinterlassen? Begründe. Benenne, inwiefern sich deine Wahrnehmung durch das wiederholte Sehen verändert hat.
Ergebnisse: Die Schüler(innen) können über ihre Ergebnisse eigene Texte verfassen.
Abschließend kann diskutiert werden, welche Dimensionen aus der Sicht der Jugendlichen die interessantesten Ergebnisse geliefert haben.
Aus: Dorothee Wein, Quellenkritik: Wie analysiert man ein Video-Interview? in: Schulisches Lernen mit Video-Interviews. DVD-Begleitheft für Lehrende. Zeugen der Shoah. Das Visual History Archive in der schulischen Bildung, 2012 Bundeszentrale für Politische Bildung und Freie Universität Berlin, S.29.
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